3 Dinge, die du während einer Durststrecke wissen musst

Ich sage es gleich vorab: Du kannst deine Durststrecke nicht wegmeditieren. (Blöd, oder?) Aber auch wenn es keine Sofortlösung gibt, möchte ich mit dir heute über diese Zeit sprechen, die jeder Kreative kennt.

Du hast ein wunderbares Exposé verschickt, von dem alle begeistert sind, nur die Verlage lassen nichts von sich hören. Du hast einige Absagen kassiert und deine Energie ist erst einmal auf Null. Oder du möchtest ein neues Projekt starten, aus verschiedenen Gründen geht das aber jetzt noch nicht. Warten ist angesagt. Warten, und dabei nicht verrückt werden. Und das, meine Liebe, ist gar nicht so einfach!

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1. Es ist essentiell zu wissen, dass eine Durststrecke ganz normal ist. Das ist mir so wichtig, und es klingt so verführerisch einfach, dass ich es noch einmal sage: Die Durststrecke gehört zum kreativen Arbeiten wie der Winter zu den Jahreszeiten, wie der Neumond zum Mondzyklus, wie die Nacht zum Tagesablauf. Jeder Kreative hat hin und wieder eine Durststrecke, eine Wartezeit. Und das ist nicht banal, denn gerade, wenn es um Absagen geht, nimmt man manches sehr persönlich. Oder man versucht, mit Produktivität, mit hektischen Tun, aus dieser Wartezeit zu entkommen und rennt gegen Widerstände. Nur, damit das klar ist: Ich bin nicht dafür, dass du lediglich mit den Schultern zuckst und nichts tust. Es kann sich lohnen, deinen Text oder dein Projekt noch einmal in Ruhe zu überprüfen, wenn von unterschiedlichen Quellen ein ähnliches Feedback kommt. Und ich bin immer dafür, an der Qualität deiner Arbeit zu feilen. Aber ich kenne eben auch die Momente, in denen man verzweifelt etwas zum Wachsen bringen will, obwohl gar nicht Frühling ist. Und was hilft mir dabei, diesen Winter zu akzeptieren? Ich mag die Übung zum Achtsamen Selbstmitgefühl von Kristin Neff*. Im ersten Schritt erkennt man an, dass man an dieser Situation leidet. Dann ruft man sich die Verbindung zu anderen ins Gedächtnis - Judith geht es auch manchmal so! Und schließlich „tröstet“ man sich mit einem achtsamen Satz, z.B. Möge ich in dieser Situation gut zu mir sein. Wenn also die nächste Absage eintrudelt, probiere es mal damit. It’s most likely not you!

2. Mini-Schritte. Wenn du andere Tipps von mir gelesen hast, weißt du, dass ich für die kleinen Schritte bin. (Schließlich gilt: Wenn du ein Jahr lang jeden Tag nur eine Seite schreibst, hast du am Ende einen Roman von 365 Seiten!) Auch in der Durststrecke helfen mir die Mini-Schritte weiter. Notiere dir Ideen für dein Projekt, für das es jetzt noch nicht Zeit ist - später wirst du darauf zurückgreifen. Während du auf die Rückmeldung der Verlage wartest, schreibe schon Ideen für das nächste Exposé auf (du weißt nie, wann du es aus der Schublade ziehen musst, denn es wird auch wieder die anderen Phasen geben, in denen alle Anfragen auf einmal auflaufen). Jedes kleine Bisschen zählt, denn im Winter keimt unter der Oberfläche, was im Frühling durchbrechen darf. 

3. Jetzt ist die beste Zeit, dir selbst zuzuhören: Wenn du mitten in der Durststrecke steckst, wie sprichst du mit dir? Machst du dir selbst Vorwürfe? Erwartest du von dir, dass du 24/7 und 365 Tage im Jahr produktiv bist? Bist du weniger wert in einer Durststrecke? Kannst du eine Ruhepause - dare I say it - sogar genießen? Kannst du die Zeit zum nötigen Auftanken nutzen? (Denn, wie du weißt, mein wichtigster Grundsatz lautet: DU bist das wichtigste Puzzlestück für deine Kreativität. Also behandle dich selbst dementsprechend!) Wenn dein innerer Kritiker sich hier laut wehrt, ist das genau die richtige Zeit, um ihn mal zu hinterfragen. Und ihm ein paar neue Sätze entgegenzuhalten: Ich bin wertvoll, auch ohne Leistung oder produktives Ergebnis. Ich bin genug, einfach nur, weil ich bin. Ich erlaube mir, mich in dieser „Winter-Phase“ zurückzuziehen, zu ruhen und aufzutanken. Oder du nimmst eine andere Formulierung, die dir gut tut. Spiele mit diesen Sätzen, auch wenn sie sich anfangs seltsam anfühlen. Und denke immer daran, dass du einer Kollegin oder Freundin, die in der Warteschleife steckt, das genau so versichern würdest.

Und natürlich ist die Durststrecke auch perfekt, um zu meditieren! :) Du wirst sie zwar nicht weg-meditieren oder -manifestieren, aber du wirst dich selbst dabei wieder anfüllen. Denn irgendwann ist auch die längste Durststrecke vorbei. Und dann brauchst du deine volle Energie, um durchzustarten. 

Wenn du noch mehr Tipps für die verschiedenen Phasen des kreativen Prozesses suchst: Bald erscheint mein PDF „How to live a creative life - 100 Motivationen und Tipps für ein kreatives Leben (ohne verrückt zu werden)“ auf deutsch. Trag dich hier für meinen Newsletter ein, dann bist du die Erste, die erfährt, wann es erhältlich ist! 

Jetzt wünsche ich dir und uns allen, dass es bald Frühling wird. Viele Grüße vom Schreibtisch und alles Liebe, deine Judith

*So heißt das Mantra von Kristin Neff: 1. This is a moment of suffering. 2. Everyone suffers. 3. May you have grace for yourself, and grace for others. Ich merke gerade, dass ich dazu noch viel mehr erklären könnte; ich selbst habe während eines Retreats in Griechenland einen ganzen Kurs dazu machen dürfen. Wenn es dich interessiert, schreib mir, dann gibt es demnächst einen längeren Artikel darüber!

Judith WilmsComment